Band 1, die Winternacht-Trilogie
von Katherine Arden
Märchen und Sagen gehören ins Reich der Legenden, doch nicht für Wasja, denn seit sie klein ist, sieht sie die vielen Wesen aus eben jenen Geschichten in der realen Welt. Sei es der kleine Domowoi, der das Haus beschützt und Nachts, wenn alles schläft, die Näharbeiten übernimmt, oder sogar die Rusalka, die im Fluss lebt und ahnungslose Menschen in dessen Tiefen lockt. Wasja schließt mit ihnen allen Freundschaft, doch das Christentum hält Einzug im Land und erlaubt keine Anbetung von „Dämonen“ mehr. Niemand ahnt, was geschieht, wenn die Geister schwächer werden und wer im Begriff ist, sich zu erheben, um alles zu verschlingen…
Diese Geschichte hat mir wirklich viel Freude bereitet. Die Welt mit all ihren Geistern durch Wasja’s Augen zu sehen, ihre Wildheit am eigenen Leib zu spüren und ihre Familie kennenzulernen war eine abenteuerliche Reise. Nicht jede Person mochte ich, doch andere dafür umso mehr. Da die Sichten immer wieder wechseln, bekam ich auch einen guten Einblick in die Gefühlswelten und Motive der anderen Personen. Der Schreibstil hatte etwas märchenhaftes an sich und hat mich ziemlich schnell verzaubert. Auch der Kontrast zwischen Christentum und dem alten Glauben war fantastisch herausgearbeitet und, in meinen Augen, dadurch auch sehr kritisch dargestellt, weil die Unterschiede so klar zu erkennen waren. Es war wundervoll zu lesen, wie Wasja versucht, alle Geister am Leben zu erhalten, sich selbst aufopfert und wie die Geister ihr dafür danken. Welcher Mensch kann schon behaupten, von Pferden selbst das Reiten gelernt zu haben? Gestört hat mich allerdings, dass Kinder mit Schlägen bestraft und immer wieder auf die Rolle der Frau am Herd und als Mutter hingewiesen wurde. Allerdings habe ich für mich die Geschichte zeitlich im Mittelalter eingeordnet und da war das scheinbar normal. Das tut der wundervollen Geschichte und der düsteren Spannung, die immer stärker wird, aber keinen Abbruch! Das Ende des Buches hat mich auf verschiedenste Weisen glücklich gemacht. Außerdem fand ich es sehr interessant, wie sehr unsere Meinungen dahingehend auseinandergingen. Für mich zum Beispiel, hätte das Ende, genau so wie es ist, stehenbleiben können. Es ist wundervoll und verspricht vieles, auch ohne weitere Bände. Trotzdem, obwohl der Band für sich alleine stehen könnte, freue ich mich schon sehr darauf, auch den nächsten Teil der Reihe zu verschlingen! Genau wie der erste, wird dieser Band dann auch wieder zu dritt gelesen! <3
Ein märchenhafter Auftakt! 4 ⭐️